Im Rückspiegel: Der Beifahrerairbag geht in Serie
Nachdem Mercedes-Benz im März 1981 auf dem Genfer Automobilsalon in der S-Klasse den Fahrerairbag vorgestellt hatte, sollte es noch eine ganze Weile dauern, bis auch eine zweite, heute selbstverständliche Sicherheitseinrichtung auf den Markt kam. Im September vor 30 Jahren präsentierten die Stuttgarter auf der IAA in Frankfurt den ersten Beifahrerairbag. Ab Februar 1988 war er zunächst ebenfalls in der S-Klasse erhältlich. Ab Herbst des Jahres zudem dann auch in der Baureihe 124, einem Vorgänger der E-Klasse. Ab 1994 gehörte er dann in zahlreichen Mercedes-Benz-Fahrzeugen zur Serienausstattung.
Fahrer- und Beifahrerairbag. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Der Beifahrerairbag war zunächst als Sonderausstattung für 4617 D-Mark
bestellbar, die es ausschließlich in Kombination mit dem Fahrerairbag,
der alleine 2348,40 DM kostete, gab. Damit ist die von 1979 bis 1992
gebaute Generation der Mercedes-Benz S-Klasse (W 126) Wegbereiter des
1971 zum Patent angemeldeten Airbags, der heute in jedem Auto
selbstverständlich ist. Im Vergleich zum drei Kilogramm schweren Element
des Fahrerairbags, das im Lenkrad untergebracht ist, wiegt die an der
Stelle des Handschuhfachs eingebaute Einheit des Beifahrerairbags in den
S-Klasse Modellen der Baureihe 126 fünf Kilogramm. Das liegt unter
anderem daran, dass wegen des größeren Abstands zwischen Airbag und
menschlichem Körper das Volumen des lebensrettenden Luftsacks fast
verdreifacht werden muss: Es sind in der S-Klasse 170 Liter statt 60
Liter beim Fahrer-Airbag.
Crashversuch bei Mercedes-Benz mit Beifahrerairbag (1990). Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Prinzipiell gleicht die Technik der des Fahrerairbags: Wenn das oberhalb
des Getriebes eingebaute Auslösegerät („Crash Sensor“) einen schweren
Unfall erkennt, löst es die beiden im Airbag untergebrachten
Gasgeneratoren aus. Diese erzeugen aus pelletiertem Festtreibstoff ein
Gasgemisch, das den Luftsack schlagartig aufbläht. Seine Form ist dabei
so gewählt, dass sie den Beifahrer vor einem Aufprall sowohl auf dem
Armaturenbrett als auch auf der A-Säule schützt.
Mercedes-Benz S-Klasse Limousine der Baureihe 126: Die in Lenkrad und Armaturenbrettverkleidung eingeprägte Kennzeichnung „SRS AIRBAG“ verweist darauf, dass dieses Fahrzeug mit Gurtstraffern und Airbags für Fahrer und Beifahrer ausgestattet ist. SRS steht für Supplementary Restraint System – zusätzliches Rückhaltesystem. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Die erste Erprobung vergleichbarer Rückhaltesysteme für den Beifahrer
begann bei der Stuttgarter Marke fast zwei Jahrzehnte vor der Einführung
in den Serienbau. So berichtete im Jahr 1971 Hans Scherenberg,
Vorstandsmitglied der damaligen Daimler-Benz AG und Leiter der
Gesamtentwicklung und Forschung, über laufende Versuche der
Entwicklungsabteilung: „Beim Beifahrer, der durch Hüftgurt und Luftsack
geschützt war, wurden alle Forderungen des Lastenheftes erfüllt.“ Als
Referenz dienten die US-amerikanischen Federal Motor Vehicle Safety
Standards, deren erste Vorschriften am 1. März 1967 für das Modelljahr
1968 erlassen werden. 1975 zeigte Mercedes-Benz dann auf der IAA in
Frankfurt am Main den aktuellen Stand der Forschung zum Airbag.
Präsentiert wurde ein „Luftsack für Fahrer und Beifahrer als mögliche
Ergänzung zum Sicherheitsgurt“.
IAA 1975: Mercedes-Benz zeigt den Stand der Airbagforschung. Das Projekt wird unter dem Namen „Luftsack für Fahrer und Beifahrer als mögliche Ergänzung zum Sicherheitsgurt“ vorgestellt. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Da die Airbagmodule durch die kontinuierliche Arbeit der Ingenieure
immer kleiner werden, konnten sie schon bald auch an anderen Stellen des
Fahrzeugs platziert werden. Beispielsweise, um einen umfassenden Schutz
auch bei seitlichen Kollisionen zu erreichen: Mercedes-Benz stellte
1993 einen Seitenairbag als Studie vor, 1995 kam der Sidebag dann als
Sonderausstattung zunächst in der E-Klasse auf den Markt. Weitere
Fortschritte waren der Windowbag (1998), Head-Thorax-Seitenairbag
(2001), Kneebag (2009), Thorax-Pelvis-Sidebag, Beltbag und Cushionbag
(2013) sowie adaptive Airbags für Fahrer und Beifahrer mit zweistufiger,
zeitversetzter Auslösung, je nach sensierter Schwere des Aufpralls und
eingestellter Sitzposition. So schützen heute bis zu zwölf Airbags in
einem Auto die Insassen. Text: ampnet/jri
Schnittzeichnung des Beifahrer-Airbag-Moduls der Mercedes-Benz S-Klasse (W 126). Wesentliche Komponenten in der Darstellung sind der zusammengefaltete Luftsack sowie die beiden Gasgeneratoren mit ihrer Füllung aus Festtreibstoffpellets. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Beifahrerairbag mit Kennzeichnung auf der Verkleidung der Armaturentafel im Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe 126. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Kommentar schreiben
Um einen Kommentar zu verfassen, müssen Sie angemeldet sein.
Noch nicht registriert? zur Registrierung
Das könnte dich auch interessieren: