Im Rückspiegel: Eines der schönsten Ostblock-Autos wird 60
Dieses Cabrio darf als eines der schönsten Autos des ehemaligen Ostblocks gelten: Auf der Leipziger Frühjahrsmesse feierte am 1. März 1959 das Cabriolet Skoda Felicia seine Weltpremiere. Wenig später sorgte der offene Felicia auch auf dem Genfer Automobil-Salon vom 12. bis 22. März international für Aufsehen. Und ab dem 4. April 1959 präsentierte Skoda drei Fahrzeuge des Typs sogar auf dem New Yorker Messegelände Coliseum. Zwischen 1959 und 1964 wurden insgesamt 14 863 Exemplare des 2+2-Sitzers gebaut. Mehr als zwei Drittel der Produktion wurden in die ganze Welt exportiert.
Vorgänger des schicken neuen Modells war der Skoda 450, der 1957
ebenfalls als Cabrio erhältlich war. Die Typbezeichnung leitete sich aus
der Zylinderzahl und der Motorleistung ab – der 450 besaß einen
Vierzylinder mit 50 PS. Die meisten der insgesamt 1010 Exemplare, die
bis zum Modellwechsel 1959 entstanden, fanden Liebhaber in so
anspruchsvollen Märkten wie Großbritannien und den USA.
Der Nachfolger mit dem wohlklingenden Namen Felicia lief im Werk Kvasiny
vom Band und wies eine Reihe damals bedeutender technischer
Fortschritte auf. Statt quer eingebauten Blattfedern wie beim 450
erhielt die Vorderachse Spiralfedern. Dank massiveren
Gummi-Silentblöcken wurden deutlich weniger Vibrationen vom
Zentralrohr-Fahrwerk in die Ganzmetall-Karosserie geleitet. Die nun
asymmetrisch geschliffenen Scheinwerfer leuchteten die Straße besser
aus. Neben dem serienmäßigen Faltdach bot Skoda auch ein 27 Kilogramm
leichtes GFK-Hardtop als Option an.
n der Basisversion brachte der Skoda ein Leergewicht von 930 Kilogramm
auf die Waage und erlaubte eine Zuladung von 300 Kilogramm. So konnte
der 2+2-Sitzer vier Personen und bis zu 320 Liter Gepäck befördern. Bei
einem Radstand von 2390 Millimetern erstreckte sich die Karosserie auf
eine Länge von 4,07 Metern. Der unter der Fronthaube untergebrachte
Otto-Vierzylinder-Reihenmotor mit OHV-Ventilsteuerung und 1089
Kubikzentimeter Hubraum erreichte seine Spitzenleistung von 50 PS bei
5500 Umdrehungen. Das maximale Drehmoment von 74,5 Newtonmetern stand
bei 3500 Touren zur Verfügung. Das Cabriolet rollte auf 15-Zoll-Rädern
und erreichte eine Geschwindigkeit von 130 km/h, der
Durchschnittsverbrauch lag bei neun Litern auf 100 Kilometer.
Dank seiner ansprechenden Form war der Skoda Felicia im In- und Ausland
beliebt. Bereits im ersten Produktionsjahr 1959 wurden fast 70 Prozent
der 3251 hergestellten Exemplare exportiert. Selbst auf Automobilmessen
an eher exotischen Orten wie Mexiko-Stadt oder Johannesburg erhielt das
schicke Cabriolet große Aufmerksamkeit. Zu den bekanntesten
ausländischen Besitzern zählte einer der besten Eishockey-Profis seiner
Zeit: der Kanadier Maurice ,Rocket‘ Richard, Teamkapitän der Montreal
Canadiens. Als erster Spieler in der Geschichte der National Hockey
League (NHL) gelang ihm das Kunststück, in 50 NHL-Spielen 50 Tore zu
schießen.
Im März 1961 präsentierte Skoda in Genf einen überarbeiteten Felicia.
Neben dem markanteren Kühlergrill fielen vor allem die tropfenförmigen
Heckleuchten-Einheiten ins Auge. Da sich die Vordersitzlehnen jetzt
umklappen ließen, bot das Cabriolet nun die Möglichkeit, liegend im
Fahrzeug zu übernachten. Die neue Schalttafel aus dem
glasfaserverstärktem Kunststoff Polytex erhielt einen Bezug aus
schwarzem Kunstleder, ausstellbare Seitenfenster im GFK-Hardtop
verbesserten die Luftzufuhr in den Innenraum. Durch die Verlagerung des
Schalthebels von der Lenksäule auf den Mitteltunnel konnten Fahrer die
Gänge fortan schneller und präziser wechseln. Die Leistung des
1,1-Liter-Motors stieg um zwei PS.
Im Folgejahr erschien der leistungsstärkere Felicia Super. Den 1221
Kubikzentimeter großen Vierzylinder versorgten zwei Fallstromvergaser
der tschechoslowakischen Marke Jikov mit Kraftstoff-Luft-Gemisch. Durch
diese und weitere technische Optimierungen standen 55 PS (40,5 kW) bei
5100 Umdrehungen in der Minute sowie 82 Nm bei 3000 U/min. zur
Verfügung. Das Fahrzeug brachte gegenüber dem Basismodell lediglich zehn
Kilogramm Mehrgewicht mit. Die Höchstgeschwindigkeit des auf breiteren
Reifen rollenden Super, betrug 135 km/h.
Mit dem Felicia endete 1964 die Ära der Skoda-Modelle mit offener
Karosserie, Zentralrohrrahmen und dem klassischem Heckantriebskonzept
mit Frontmotor. Danach begann mit dem S 1000 MB das Zeitalter der
Heckmotor-Generation. Den Namen belebte Skoda mit dem ersten neuen
Modell unter VW-Ägide aber 1994 wieder.
Text: ampnet/jri
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