Im Rückspiegel: Einer geht noch – 50 Jahre Ford Capri (3)
Auch 50 Jahre nach seinem Erscheinen hat für viele Autofans der Ford Capri nichts von seiner Strahlkraft verloren. Seine internationale Publikumspremiere gab das Auto im Januar 1969 auf dem Brüsseler Automobilsalon und wurde noch im gleichen Monat in der Bonner Beethovenhalle der deutschen Fachpresse vorgestellt, ehe er im Februar des Jahres auf den Markt kam.
Die dritte und letzte Modell-Generation des Ford Capri wurde im März
1978 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie zeichnete sich durch eine
gestaltete Bugpartie mit Halogen-Doppelscheinwerfern und einen
Fronthauben-Überhang mit integriertem Spoiler aus. Dahinter steckte eine
die Verbesserung der Aerodynamik. Wie der
Versperrungs-Lamellenkühlergrill war diese Technologie von der Studie
Modular Aerodynamic abgeleitet worden, die Ford als Vorboten des Capri
III auf dem Genfer Automobilsalon 1976 präsentiert hatte. Neu war auch
die bis an die Radauschnitte herangeführte Stoßstange.
Das Chassis war ebenfalls überarbeitet worden und bot unter anderem
Gasdruckstoßdämpfer an der Hinterachse und einen Querstabilisator. Ford
versprach mehr Fahrsicherheit, eine bessere Straßenlage und eine höhere
Kurvenstabilität. Zudem erhielt die Vorderachse mit Querlenke
servounterstützte Scheibenbremsen. Da fiel folgerichtig auch gleich der
1,3-Liter-Basismotor der sportlichen Akzentuierung des Capri III zum
Opfer. Das gestraffte Motorenprogramm umfasste zwei
1,6-Liter-Reihenvierzylinder sowie drei V6-Triebwerke mit 2,0 Litern,
2,3 Litern und 3,0 Litern Hubraum und einem Leistungsspektrum von 68 bis
138 PS.
Weitere Änderungen zum Modelljahr 1979 konzentrierten sich auf
technischen Feinschliff an der Antriebspalette, wobei die Zwei- und
Drei-Liter-Sechszylinder auf mehr Wirtschaftlichkeit und Leistung
getrimmt wurden. So ließ sich die Zwei-Liter-Version bei unveränderten
90 PS mit Normal- statt mit Superbenzin betanken, während der
„Zwo-Dreier“ mit 114 PS statt vorher 108 PS das damalige Reglement der
Kfz-Versicherer konsequent ausreizte. Der 3,0-Liter-Motor wiederum
machte mit 19 607,53 D-Mark den Capri S zu Deutschlands günstigstem
Angebot im Klub der 200 km/h schnellen Automobile. Im weiteren Verlauf
des Jahres 1978 kam noch ein Zwei-Liter-Vierzylinder mit 101 PS dazu,
der als sparsam galt.
1981 kam der Ford Capri 2,8 Injection auf den Markt. Es handelte sich
dabei um eine Entwicklung des Teams „Special Vehicle Engineering“. Der
Einspritzer ersetzte die 3,0-Liter-Version und wurde von den
Marketing-Experten als Erbe des legendären 2600 RS positioniert. Der
neue V6 leistete 160 PS, war 210 km/h schnell und erledigte den
Standardspurt von null auf 100 km/h in gut acht Sekunden. Mit ihm konnte
sich der Besitzer durchaus auf dem Sportfahrer-Parkett blicken lassen,
zumal der Injection ein modifiziertes S-Fahrwerk mit verstärkten
Querstabilisatoren, 205/60 VR 13-Breitbereifung auf
Leichtmetall-Siebenzöllern und Bremsdruck-Regelventil an der Hinterachse
besaß. Auch Design- und Ausstattungsdetails wie ein betont expressiver
Spoilersatz, markante Zierstreifen und ein entsprechend akzentuiertes
Interieur verliehen dem Auto echten Sportcharaker.
„Einer geht noch“, mochten sich die Modellstrategen gedacht haben, als
sie ebenfalls noch 1981 im Juli den Ford Capri Turbo in einer
limitierten Stückzahl von 200 Exemplaren aus der Taufe hoben. Unter der
langen Haube steckte der dank Turbolader auf 188 PS aufgeblasene
2,8-Liter-Inlection-Motor. Auf Wunsch war sogar ein Sperrdifferenzial
lieferbar. Von seinen zahmeren Brüdern unterschied sich der Turbo
außerdem durch die 235-Millimeter-Bereifung unter aerodynamisch
geformten Kotflügelverbreiterungen sowie durch eine Front- und
Heckbeflügelung. Acht Sekunden vergingen vom stehenden Start bis Tempo
100. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 215 km/h.
Im August 1981 wurde der 2,8 Injection entlimitiert und ins reguläre
Modellprogramm aufgenommen, die Zwei- und Drei-Liter-V6-Varianten traten
dafür in den Ruhestand. 1983 wurde das Antriebsprogramm noch einmal
nachjustiert. Neues Einstiegsmodell in die Ford Capri-Welt war nun der
2,0 GT mit dem 101-PS-Vierzylinder, die goldene Mitte markierte der 114
PS starke 2,3 S, an der Spitze thronte der 2,8 Injection. Drei Jahre
später, 1984, leiteten die Modelle Super GT und Super Injection dann das
Ende der Ford Capri-Ära ein.
Seine sportliche Veranlagung stellte der Ford Capri auch auf der
Rennstrecke unter Beweis. Ausgangsbasis war das 1970 präsentierte
Straßenmodell RS 2600. 1971 beteiligte sich Ford werksseitig mit zwei
Fahrzeugen an der Tourenwagen-Europameisterschaft und mit einem Exemplar
an der Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft. Auf internationaler Bühne
holte Dieter Glemser den Titel, im deutschen Wettbewerb fuhr Jochen Maas
mit dem Maximalergebnis von acht Siegen in acht Läufen den Gesamtsieg
ein. Auch 1972 dominierten die Ford Capri fast überall und glänzten in
der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft (Hans-Joachim Stuck), die
in der Europa-Tourenwagen-Meisterschaft (Jochen Maas), mit den Plätzen
eins und zwei beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans in der
Tourenwagen-Wertung und einen Dreifachsieg beim 24-Stunden-Rennen im
belgischen Spa-Francorchamps.
Nach einer Übergangszeit begann 1978 in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft die Ära des 400 PS starken Ford Capri Turbo, der sich 1979 mit vier Siegen in der Division bis zwei Liter Hubraum als Hecht im Karpfenteich entpuppte und 1980 als rund 580 PS starker „Super Capri“ in der großen Division über zwei Liter Hubraum selbst den Porsche 935 ins Visier nahm. Mit fünf Siegen avancierte Klaus Ludwig zum erfolgreichsten Fahrer der Meisterschaft, auch wenn er aufgrund von Regelstreitigkeiten den Meistertitel verpasste. Die Genugtuung folgte ein Jahr später: Mit zehn Siegen in 13 Läufen legten Klaus Ludwig und sein Turbo-Capri in der kleinen Division 1981 noch einmal einen wahren Durchmarsch zur Meisterschaft hin, während parallel dazu der Super Capri mit Manfred Winkelhock sechs Siege in der großen Division einfuhr. Übrigens: Auch Walter Röhrl begann seine Rallye-Karriere in einem Ford Capri.
Insgesamt wurden bis 1986 rund 1,9 Millionen Capri produziert. Auf einen
legitimen Nachfolger warten Ford-Fans bis heute.
Text: ampnet/jri
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