Im Bücherregal: Die rollenden Ziegelsteine aus Schweden
Zwar gelten der PV444/544 und der P120 als die klassischen Volvos, den heutigen Ruf der Marke begründeten aber eigentlich erst die Baureihen 140 und 240. Ihnen widmet der Autojournalist Alessandro Rigatto jetzt ein ebenso informatives wie kurzweiliges und üppig bebildertes Buch.
Als der Volvo 140 im Jahr 1966 die Bühne der Autowelt betrat, trug er
zwar noch etliche Komponenten seines Vorgängers („Amazon“) in sich, aber
das kantig-klare Design prägte auf Jahrzehnte die Wahrnehmung der
Marke.
Mit dem 164 brachte die Marke dann zwei Jahre später auch ihr erstes
Sechs-Zylinder-Modell auf den Markt. Die Innenraumdimension wurde
allerdings beibehalten, charakteristisch war die längere Motorhaube mit
dem „very british“ anmutenden Kühlergrill. Ausschließlich ihr war der
etwas längere Radstand geschuldet.
„Volvo 140 & 240 – Schwedens Klassiker“ von Alessandro Rigatto. Foto: Auto-Medienportal.Net/Motorbuch-Verlag
Als 1974 der 240 erschien, waren die Meinungen geteilt: Obwohl das
Nachfolgemodell 13 Zentimeter länger war, teilte er sich etliche
Karosseriekomponenten mit dem 140er wie zum Beispiel die Heckscheibe und
den Kofferraumdeckel – vor allem aber den Radstand. War das also nun
eine neue Baureihe oder einfach nur ein äußerst umfassendes Facelift des
140ers? Wie dem auch sei, für viele gilt er heute als der Volvo
schlechthin. Immerhin blickte er am Ende auf eine 19-jährige Bauzeit
zurück und wurde zuletzt in Deutschland als einfach ausgestattete und
entsprechend günstige Kombiversion mit dem Zusatz „Classic“ angeboten –
und immer noch gerne von Autoliebhabern gekauft.
Die Baureihe war nicht nur in Sachen Sicherheitsausstattung ein weiterer Vorreiter von Volvo, sondern preschte auch technisch vor: Die Limousine 244 war 1977 das erste Serienauto der Welt mit Drei-Wege-Katalysator und Lambdasonde. Und als „fliegender Ziegelstein“ eroberte der kantige Schwede auch die Rennstrecke. 1985 wurde der 240 Turbo Tourenwagen-Europameister und gewann ebenso den Titel beim DTM-Vorläufer Deutsche Produktionswagenmeisterschaft (DPM). Schwedens Klassiker, so der Untertitel des Buches, brachten es am Ende zusammen auf rund vier Millionen Einheiten.
Autor Alessandro Rigatto führt ebenso kurzweilig wie ausführlich durch
die Entwicklungsgeschichte der beiden Baureihen. Kaum eine Modifikation
oder länderspezifische Ausstattung bleibt unerwähnt, ist aber stets
knapp und präzise, so dass der Text keine Längen aufweist. Auch verliert
er sich nicht in allzu technische Details. Dazu gesellen sich kleine
Kapitel über „Sonderlinge“ wie das Einzelstück eines 165ers oder ab Werk
gefertigte Kranken- und Leichenwagen sowie ein 262 Cabrio. Natürlich
finden auch der 145 Express und der 245 Transfer in Wort und Bild
Erwähnung. Und nicht zu vergessen der 264 TE, in dem sich Erich Honecker
gerne chauffieren ließ.
Rigatto garniert sein Werk mit der Vorstellung einiger bis heute gut
erhaltener Exemplare und seinem eigenen 245 DL. Als Abrundung gibt es
aktuelle Interviews mit drei ehemaligen Tourenwagenfahrern wie Johnny
Cecotto. Mit rund 200 Abbildungen ist der Band üppig illustriert und ein
Fest für jeden Fan, wenngleich vom nur in den USA erhältlichen 262 DL
kein Foto zu finden ist.
„Volvo 140 & 240 – Schwedens Klassiker“ von Alessandro Rigatto ist
im Motorbuch-Verlag erschienen. Das Buch hat 144 Seiten mit rund 200
Abbildungen und kostet 19,95 Euro.
Text: ampnet/jri
Kommentare
Kommentar schreiben
Um einen Kommentar zu verfassen, müssen Sie angemeldet sein.
Noch nicht registriert? zur Registrierung
Das könnte dich auch interessieren: